Allen Kreistagsmitgliedern war bewusst, dass wir mit dem Nahverkehrskonzept in NWM ganz neue Wege gehen. Statt Strecken auszudünnen, sollte der ÖPNV gerade im ländlichen Raum attraktiver werden. Harmonisierung bei Linien und Preisen und die Anbindung kleiner Gemeinden auch durch alternative Bedienformen, wie Rufbus oder Taxi. Ziel war es, die sehr kleine Anzahl Fahrgäste, die keine Schüler sind, zu erhöhen, um so auch mehr Einnahmen durch Fahrkarten zu erhalten.
Dass so eine grundlegende Umstellung im ÖPNV Zeit zur Akzeptanz und auch Nachregulierungen braucht, war ebenfalls kein Geheimnis. Es kam leider schlechter als erwartet. Einige auch hausgemachte Anlaufschwierigkeiten, parallel laufende Auseinandersetzungen mit einem privaten Busunternehmen, welches nun im Auftrage des Kreises einen Teil der Verkehrsleistung erbringt.
Aber es zeichnete sich auch ein großer Fehler im Tarifsystem ab, welches auf einer teuren Studie eines Unternehmens entwickelt wurde. Gerade die Kurzstrecken (bzw. die Strecken etwas darüber hinaus) sind teurer geworden. Damit wurden vielerorts die treuen Busfahrer_innen vergrault, die ohne Auto ins nächste Zentrum kommen müssen. Da kann natürlich von Werbung um neue Kunden kaum die Rede sein, wenn die Stammkunden schlechtes berichten. Auf der anderen Seite werden günstige Fahrten durch den ganzen Kreis zu wenig genutzt.
Nun gibt es erste Überlegungen, die Tarife dahingehend zu ändern, die kurzen Strecken wieder zu vergünstigen und mehrere Zonen im Kreis einzuführen. Wir als LINKE begrüßen diese Änderungen ausdrücklich, denn gerade für ältere oder wenig mobile Menschen im Landkreis ohne Auto ist der ÖPNV ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Nur so sind Einkaufen oder Arztbesuche oft möglich.
Was wir ablehnen – und das haben wir im Kreistag auch so formuliert – ist das Ausdünnen von Angeboten. Das widerspräche dem Grundgedanken des Konzeptes. Auch der beschlossene Sozialtarif muss kommen. Zumindest in der Zeitung hat die Landrätin dies ja nun auch endlich verkündet, wie wir die fehlendende Vorbereitung mehrfach angemahnt haben.
Eigentlich gingen wir davon aus, dass die Änderungen bei Tarifen und Zonen zum Anfang des Jahres 2017 kommen, denn mit Blick auf die Finanzen herrscht dringender Handlungsbedarf. Umso erstaunter bin ich, dass die Landrätin quasi über die Medien verlautbaren lässt, dass erst Ende Mai angepeilt, ein paar Tage später sogar erst August 2017 Änderungen kommen sollen. Das ist absolut zu spät! Die Änderungen braucht es so schnell wie möglich, im Sinne des Kreishaushaltes und der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Eine Vertagung auf Herbst 2017 ist unverantwortlich.